Was alle umtreibt …
… sollte nicht dazu führen, dass Stadt A den Hauptamtsleiter von Gemeinde B abwirbt, die dafür die Wirtschaftsförderin von Kommune C übernimmt – deren Bauamt jetzt mit einer Amtsleitung aus Stadt A besetzt ist. Karl-Matthias Pick von der kdvz stach gleich zu Beginn dahin, wo es wehtut: „Mit diesem Ringtausch ist noch nicht ein Mensch mehr in der Verwaltung tätig“. Alle wissen: Die Baby Boomer gehen bald kollektiv in den Ruhestand und es muss etwas passieren. Aber was?
Ziel müsse es sein, die Attraktivität von kommunalen Arbeitgeber*innen auch außerhalb des öffentlichen Dienstes zu stärken – und genau deshalb veranstaltete die kdvz erstmals die Konferenz Flutlicht Personal. Denn es ist besser, miteinander zu sprechen als sich gegenseitig die Talente „abzuwerben“. Der Ratssaal in Bergheim war gut gefüllt und das Programm bot einige Anregungen und viel Möglichkeit zum Austausch zwischen den Betroffenen aus Recruiting und Personalentwicklung sowie externen Gästen.
Buxtehude zeigt, was möglich ist
„Unsere Erft heißt Este“ hieß es gleich zu Beginn in Ines Hanslas Impulsvortrag. Sie war mit ihrem Kollegen Thomas Aldag aus Buxtehude angereist, um ihre ganz konkreten Maßnahmen zur Personalgewinnung für die Stadt mit rund 600 Mitarbeitenden vorzustellen. Die kleine Hansestadt liegt direkt vor den Toren Hamburgs und hat also nicht nur einen ähnlich klingenden Fluss, sondern aufgrund ihrer Lage mit ganz ähnlichen Chancen und Herausforderungen wie viele unserer Verbandskommunen zu kämpfen.
Die Maßnahmen umfassten einen kompletten „Employer-Branding-Prozess“ gemeinsam mit einem Dienstleister, der zu Beginn die Fragen beantwortete: was sind maßgebliche Eigenschaften der Stadt Buxtehude als Arbeitgeberin? Die Diskussion dazu mündete in einem Hauptattribut, das sich auch in der gesamten Kommunikation wiederfindet: „ermöglichend“. Die beiden Kolleg*innen aus dem Norden zeigten zahlreiche kreative und anregende Beispiele, wie sich die neue Stadtmarke nach außen präsentiert. Sie machten aber auch klar, dass der wertschätzende Umgang und Mitwirkungsmöglichkeiten nach innen ebenso wichtig sind, damit sich Arbeitnehmer*innen wohl fühlen und mit ihrer Verwaltung identifizieren. Mentor*innen für „Neue“ in der Verwaltung gehören ebenso zum Instrumentenkoffer wie interdisziplinäre Projektgruppen, in denen Mitarbeitende tatsächlich Veränderungen in der Verwaltung bewirken können.
Was hat für euch funktioniert und was könnte funktionieren?
In Kleingruppen ging es anschließend in den Austausch an der Pinnwand, Thema: technische und soziale Maßnahmen, um Mitarbeitende gewinnen und halten. Zahlreiche Ideen kamen zusammen, wie Arbeiten in der Kommune attraktiver werden kann. Das begann bei höhenverstellbaren Tischen und technisch adäquater Arbeitsplatzausstattung, ging über Teamevents und betriebliches Gesundheitsmanagement und hörte bei wertschätzender Kommunikation und „guten Führungskräften“ noch lange nicht auf. Eine Freud- und Leidkasse? Vielleicht mal einen runden Tisch für Bewerbungsgespräche? Und was ist eigentlich mit dem großen Potential von Migration und Integration?
Bordmittel nutzen!
Drei Kurzvorträge der kdvz zu technischen Möglichkeiten rund ums Recruiting rundeten den Vormittag ab. Elke Wetzig zeigte einfache Kleinigkeiten auf, wie Karriereseiten auf der kommunalen Website sympathischer und einfacher erreichbar werden können (Pro-Tipp: Stellenangebote als PDFs gehören nicht dazu). Im Anschluss ging es um den Einsatz von DMS und Formularserver, um auch den Bewerbendenprozess und die Kommunikation im Haus effizienter zu machen. Pia Verhamme schließlich zeigte die Möglichkeiten auf, mit der BITE-Bewerbersoftware Jobbörsen-Schnittstellen zu bedienen, Stellenangebote im Corporate Design zu schalten und allgemein die Hürden für Bewerbende so niedrigschwellig wie möglich zu halten.
Auch nachmittags ging es mit etwas Software weiter: Wie BITE und MATRIX die Arbeit von Personalstellen erleichtern können – auch das gehört dazu, wenn man viele Bewerbungen erhalten und mehr Ressourcen für Employer Branding und Personalentwicklung schaffen möchte.
Veränderungskompetenz als Schlüssel
Im Abschlussvortrag von Sonja Singrin und Christoph Großwardt zum Thema Personalentwicklung im Wandel ging es noch einmal in die Tiefe: wie und wohin müssen „wir“ uns verändern, um erfolgreich zu sein, und welche Methoden und Kompetenzmodelle stehen uns für die Personalentwicklung zur Verfügung? Live-Umfragen mit dem Mentimeter erlaubten es dem Publikum mit diversen Fragestellungen, sich selbst auf dem Weg zur Veränderungskompetenz zu verorten. Während Sonja Singrin in ihrem Vortrag auf die Grundlagen einging und die Entwicklung eines eigenen Kompetenzmodells bei ihrem Arbeitgeber Stadt Pulheim vorstellte, zeigte Christoph Großwardt von der Cogniport technische Möglichkeiten auf, ein Kompetenzmanagementsystem aufzubauen. Denn nur wenn genau bekannt ist, welche Rollen und Funktionen im Haus mit welchen Kompetenzen – und auf welchem Niveau – ausgestattet sind oder sein sollten, können wir auch gezielt Lücken erkennen, fortbilden und unsere strategischen Maßnahmen und Ressourcen effektiv einsetzen.
Und auch wenn dieser Vortrag den Teilnehmenden noch einmal die volle Konzentration abverlangte, nutzte man danach noch bis in den späteren Nachmittag hinein die Möglichkeit, sich weiter auszutauschen. Es gibt viel zu tun, und es ist gut, dass gemeinsam darüber gesprochen wird – denn mit dem „Fachkräfte-Ringtausch“ ist wirklich niemandem auf Dauer geholfen!
Es bleibt uns zu sagen: ein großer Dank an alle, die diesen Tag ermöglicht haben: Danke an die Stadt Bergheim mit Silke Bergmoser mit der „Lizenz für den Ratssaal“, die für alle Eventualitäten bereitstand, sowie den Kolleginnen und Kollegen der städtischen Kantine, die für das leibliche Wohl sorgten. Danke an Ines Hansla und Thomas Aldag, die den weiten Weg von Buxtehude nach Bergheim auf sich genommen haben, um ihre Maßnahmen und Ideen vorzustellen. Danke an Sonja Singrin und Christoph Großwardt, die uns einen tiefen Einblick in ihr Wissen zu Personalentwicklung gestatteten. Und: Danke an alle Gäste und Teilnehmenden, die die Konferenz erst zu dem gemacht haben, was sie war! Über Feedback und Fragen freut sich das Veranstaltungsteam der kdvz, das Sie über
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